„Der Regenwurm ist mein bester Mitarbeiter“

Biolandwirt Elmar Alt erklärt den Boden auf dem Deinhart-Hof in Auburg, den er mit seiner Frau Sabine bewirtschaftet.
Biolandwirt Elmar Alt erklärt den Boden auf dem Deinhart-Hof in Auburg, den er mit seiner Frau Sabine bewirtschaftet. Foto: Stempfl

Zu Besuch bei Sabine und Elmar Alt. Die beiden betreiben den Bio-Hof Deinhart in der Auburger Hofmarkstraße. Das sind 30 Hektar Fläche, die sie für den Gemüseanbau bewirtschaften. Im sechsten Jahr steht hier alles auf Bio. „Es ist immer noch eine Herausforderung, den Hof rentabel zu führen“, berichten die beiden. Aber sie sind dieses Jahr wieder erfolgreich zertifiziert worden. Am Donnerstag, 18. September, folgten knapp 20 Interessenten im Rahmen der „Barbinger Perspektiven“ der Einladung von Familie Alt. Und die fragten sich: Wie funktioniert das alles? Was macht der Boden? Und wie arbeitet man mit konventionellen Nachbarn?

Dass sich Bio nicht von selbst baut, zeigte der Besuch. Besucher Martin Brüll schildert seine Eindrücke: „Bio ist viel Zertifizierungsaufwand.“ Elmar Alt zog den Schluss, wenn die Bürokratie wegfallen würde, kann er gerne auf die Förderung verzichten. Gute Bodenpflege gehe auch konventionell, jeder Bauer müsse für seine Böden herausfinden, was funktioniert. Bio wird an den Unis zwar gut gelehrt, doch die Zusammenhänge für eine gesunde Bodenbewirtschaftung werden noch zu wenig betrachtet.

Was zeichnet Biolandwirtschaft aus? Zunächst einmal wird kein synthetisch erzeugter Dünger und keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Bodenfruchtbarkeit ist das wichtigste für den Anbau. Nur ein gesunder Boden kann gesunde Pflanzen und dadurch auch gesunde Lebensmittel erzeugen. „Der Regenwurm ist mein bester Mitarbeiter, der uns dabei hilft“, kommentiert Elmar Alt mit einem Schmunzeln. Hier gebe es außerdem guten Humus-Boden. Das heiße, der Boden in Auburg hat schon eine sehr gute Fruchtbarkeit.

Bodenprobe beim Ortstermin im Rahmen der Barbinger Perspektiven. Martin Brüll (li.) und Wolfgang Höpfl (re.) prüfen die Qualität des Humus auf dem Ackerland von Familie Alt in Auburg. Foto: Bottke

Dass man mit Erkenntnissen der Wissenschaft arbeitet, wird gleich klar, wenn man den Alts zuhört: Elmar berichtete, dass überhitzter Boden schlecht sei. Deshalb müsse man mit Bodendeckern arbeiten. Weitere Faktoren seien auch stabile Krümel. Und dass Kohlenstoff und Kalzium am wichtigsten seien und wie Kleber funktionierten. Muss man wissen. Ist aber sicher nicht allseits bekannt. Wissenschaftliche Erkenntnisse schaffen nicht immer den langen Weg aus der Hochschule heraus bis auf den Acker. Übrigens: Klima und Böden sind für Soja im Raum Barbing perfekt.

Klassisch wird auch im Biolandbau in der Feldbestellung zwischen Winterung und Sommerung unterschieden. Das bedeutet, dass zu verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Früchte angebaut werden. Dazwischen wird dann beispielsweise Hafer als Gesundungsfrucht ausgesät. Doch auch Gräser sind geeignet, um den Boden zu regenerieren. Spitzwegerich wäre auch gut, aber hier ist der Samen zu teuer. Kleegras ist übrigens die Motor im Ökolandbau. Klee bindet nämlich Stickstoff, und den brauchen Pflanzen fürs Wachstum. Die Bodenarbeit ist geprägt vom richtigen Pflanzen, denn über richtige Nährstoffe kann der Wuchs von Wildkräutern eingedämmt werden: ganz ohne Pestizide. Elmar Alt erklärt weiter: „Wir haben eine niedrige Bearbeitungstiefe und setzen nur bis 10 Zentimeter mit dem Grubber ein, damit das Bodengefüge intakt bleibt.“ Übrigens lässt der Biohof Deinhart seine Böden zusätzlich in den USA analysieren, damit ein genauerer Blick in die Nährstoffversorgung gegeben werden kann.

Neben den Hürden, die Regulatorik und Kontrolle der Biolandwirtschaft auferlegen, gibt es natürlich auch Insekten, die es als Einwanderer bei klassischen Kulturen leicht haben. Dazu gehört die Schilf-Glasflügelzikade, die einen Erreger verbreitet. Betroffen sind davon die hier stark angebauten Rüben, aber auch Kartoffeln. Das Tier ist bereits in Barbing, aber noch gering verbreitet. Der Natur fehlt mittlerweile der Ausgleich für Nützlinge die für ein Gleichgewicht an Populationen sorgen.

Unterwegs mit den Alts (re. Elmar Alt). Das Ehepaar hat an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf studiert. Foto: Bottke

Elmar und Sabine haben an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf studiert. Er Agrarwirtschaft, sie Agrarmarketing. Sie sind Eltern zweier Kinder im Alter von drei und vier Jahren. Ihr Metier: Gemüseanbau. Seit 2019 haben sie beispielsweise auf einem Hektar Knoblauch angebaut. So richtig in Bio arbeiten die Alts seit 2020. Letztlich entschied der Markt über die angebauten Sorten: „Wir können hier gut Sonderkulturen anbauen. Standards, etwa Salatköpfe, sind im Einzelhandel zu günstig. Wenn man nur 50 oder 60 Cent pro Stück bekommt, ist das zu wenig.“ Kartoffeln hingegen lohnen sich schon eher. Ferner stehen Kohlrabi und Mangold auf der Liste der Produkte. Aber man muss schon findig sein. Der Markt nötigt Landwirte beispielsweise dazu, neue Vertriebskanäle zu öffnen. Verkauft wird daher nicht typisch über den Agrarhandel, sondern in Direktvermarktung, auch am Biohof selbst. Dort gibt es einen Hofladen, und bald soll eine elektronische Zahlmöglichkeit dem Kunden den Einkauf erleichtern.

Es werden verschiedene Edeka-Märkte direkt beliefert. Das heißt auch, dass es die Produkte vom Biohof Deinhart direkt bei uns in Barbing zu kaufen gibt. Auch Rewe nimmt ab, beispielsweise den Ertrag von zehn Hektaren, auf denen Zuckermais angebaut wird. Ein weiterer Vertriebskanal ist vertraut: Auch auf regionalen Wochenmärkten sind die Alts präsent. Das Geschäft wird noch weiter aus- und aufgebaut. Und man schließt sich in der Branche zusammen. „Wir sind in Zusammenarbeit mit Biogärtnern aus Straubing und Nürnberg“, beschreiben Sabine und Elmar Alt: „Dem Kunden ist es wichtig, Gemüse aus der Region zu haben. Außerhalb der Saison wird Gemüse aus dem Großhandel aus Italien zugekauft.“

Jause auf dem Hof Deinhart in der Auburger Hofmarkstraße. Foto: Bottke

Landwirtschaft ist harte Arbeit: Morgens ist von 4.30 Uhr an Ernte, und der Verkauf der frischen Ware erfolgt am selben Tag. Die Alts machten klar, dass sie bei der derzeitigen Aufstellung an ihre Grenzen stoßen. Sie bewirtschaften ihren Hof im Nebenerwerb. Das Ziel für die nächsten zehn Jahre heißt aber Vollerwerb durch Biolandwirtschaft. Besucherin Melanie Jans fasst ihre Eindrücke zusammen: „Der Besuch auf dem Biohof war für mich ein echtes Highlight. Man spürt, wie viel Herzblut und Wissen in der Arbeit steckt. Ich habe nicht nur viel gelernt, sondern nehme mir auch vor, künftig bewusster einzukaufen. Besonders schön war auch die Gastfreundschaft. Ich hoffe, dass wir im Frühjahr wieder vorbeischauen dürfen.“

Unsere Kontaktdaten:

BIOhof Deinhart
Elmar und Sabine Alt
Hofmarkstr. 8
93092 Barbing
Mobil: 01603622151
Email: elmar.alt@web.de

Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag, Samstag, immer ganztags